Seitenpfad:

Wiener Lieder (1979)

Dominik Steiger

Dominik Steiger

Ti­tel des Albums: Wiener Lieder und Gemischte Weisen
Ti­tel: - (Track 01)
Her­aus­ge­ber: Dieter Roth's Verlag, Stuttgart
Da­tum: 1979
Me­di­um: re­cord 30 cm
Edition: 300
Cover: D. Steiger

 

Zu hören ist das erste Lied der Sammlung Wiener Lieder und gemischte Weisen mit von Dominik Steiger erdachten, gesungenen und gespielten Kompositionen. Die Langspielplatte, die acht Wiener Lieder und neun Gemischte Weisen enthält, erschien 1979 im Dieter Roth’s Verlag.

Nach Thomas Mießgang zielen die Lieder nicht auf Pointen, sondern auf chaotische Sinnauslese unter tätiger Mithilfe des Unbewussten und von literarischen Assoziationstechniken. So beginnt beispielsweise das erste Lied mit den Zeilen:

„Hört dieses Lied, es kommt aus / einer Wiener, aus einer Wiener – / – Sinn – hier, daher; ein / echtes Weaner Liad, des hat / noch keiner g’fürcht’, weil es, / weil es die Lust verspricht zu / bringen in die traurige Stim- / mung, die alle Menschen hält / gefangen in ihren schrecklichen / Polypenarmen“ . . .

Die Zeilen reimen sich nicht und haben keinen Rhythmus, sie erscheinen wie artikulierte Bewusstseinsvorgänge. Steiger begleitete seine Lieder meist nur mit einem Instrument, einer Gitarre, einem Akkordeon oder einer Bontempi-Orgel. Die Instrumente stellen im eigentlichen Sinne keine harmonische und rhythmische Unterstützung des Gesanges dar, sondern eher einen zusätzlichen musikalischen Kommentar. Die mit falschen Tönen und atonalen Klangspuren ausschmückten Lieder erinnern in ihrer Ästhetik an eine ‚wissende‘ Naivität. 

Dominik Steigers Lieder treten nicht als fertige Schöpfungen in Erscheinungen, sondern wie der Schriftsteller Ferdinand Schmatz schreibt, als Manifestationen „gegen das rasant Bewilligte der einheitlichen Sprache.“ Gemäß dem Germanisten Thomas Mießgang, will Dominik Steiger mit seinem „bisserl Lied“ verkorkste Automatismen von ihren Zuordnungen befreien. Die Kunsttheoretikerin Christine Heidemann führt in diesem Zusammenhang aus, "dass die Vorstellung, dass formal alles möglich ist, […] verbreiteter denn je [ist], und sehr oft […] das Beherrschen einer Technik dem Thema, das bearbeitet wird, deutlich untergeordnet [ist]. Der Mangel an technischem Perfektionismus wird perfektioniert.“

ATJ