Der österreichische Komponist, Dichter und Künstler Gerhard Rühm (*1930) studierte Klavier und Komposition an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien und später Zwölftonmusik bei Joseph Matthias Hauer. Nach seinem Studium beschäftigte er sich während eines längeren Aufenthaltes im Libanon (Beirut) mit orientalischer Musik. 

Rühms künstlerische Laufbahn begann Anfang der 1950er Jahre. Es entstanden erste Lautgedichte und auch die avantgardistisch-experimentellen Kompositionen der „Ein-Ton-Musik“. Zusammen mit Friedrich Achleitner, Hans Carl Artmann, Konrad Bayer und Oswald Wiener gründete Gerhard Rühm die heute legendäre Wiener Gruppe (1954-1964). Die Gruppe sorgte in Wien durch provokante Auftritte für Aufsehen, so u.a. beim 1. Literarischen Cabaret (1958) und beim 2. Literarischen Cabaret (1959). Rühm und die anderen Mitglieder der Wiener Gruppe erhielten in Österreich keine Publikationsmöglichkeiten, was Rühm schließlich dazu veranlasst, 1964 nach West-Berlin überzusiedeln.

1968 entstand im Hörspielstudio des WDR in Köln das erste seiner ca. 40 Hörspiele und Hörstücke. Von 1972 bis ca. 1980 veranstaltete Rühm u.a. zusammen mit Oswald Wiener, Dieter Roth, Hermann Nitsch und Günter Brus zuerst in Berlin, später auch in anderen Städten, unter dem Titel Selten gehörte Musik eine Reihe von Dichterworkshops, die nichtsdestoweniger überwiegend musikalisch ausgerichtet waren. Von 1972 bis 1995 hatte Rühm an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste, Hamburg, eine Professur für Freie Grafik. 

In zahlreichen Retrospektiven wurde das Oeuvre Gerhard Rühms gewürdigt, wie auch das der Wiener Gruppe. 1997 wurde der Wiener Gruppe auf der Biennale in Venedig eine große Retrospektive gewidmet. Rühm gestaltete dazu den Österreichischen Pavillon. Gerhard Rühm erhielt für sein Werk viele Preise, so u.a. den Österreichischen Würdigungspreis für Literatur (1976), den Karl-Szuka-Preis des Südwestfunks Baden-Baden (1977) für das Hörspiel Wintermärchen, den Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur (1991) und das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (2007).

Rühms Arbeiten sind im Grenzbereich von Bild, Sprache und Musik angesiedelt. Er schuf ein eindrucksvolles Oeuvre von akustischen Werken, das von musikalischen Arbeiten über Hörspiele und Hörstücke bis hin zur auditiven Poesie reicht.

Von Gerhard Rühm sind Schallplatten, Audio-Kassetten und Audio-CDs erschienen, u.a.:

  • Ich Küsse Heiss Den Warmen Sitz, LP, 1970
  • Das Leben Chopins und andere Tondichtungen, 2 LPs, 1988
  • Sprechtexte, Melodramen & Chansons, 3 CD, 2017

Werke zum Hören