Paul de Vree (1909 – 1982) war ein flämischer Poet, Schriftsteller und Maler. Er gilt als einer der ersten Vertreter der Konkreten Poesie und Lautpoesie, an deren Aufkommen auch Künstler wie Christian Morgenstern und Kurt Schwitters beteiligt waren.

Er wurde in Antwerpen geboren, wo er auch zur Schule ging. Nach Ableistung des Wehrdienstes arbeitete er als Grafiker und ab 1932 als Lehrer, in dieser Zeit veröffentlichte erste literarische Arbeiten und traditionelle Lyrik. 1940 geriet er als Reserveoffizier für einige Wochen in Kriegsgefangenschaft, ab 1941 arbeitete er wieder als Moral- und Geschichtslehrer. 1944 wurde er aufgrund von Kooperationsvorwürfen als Lehrer suspendiert und konnte nach seiner Entlassung trotz des Beweises seiner Unschuld lange nicht rehabilitiert werden. Er musste sich dem Vorwurf gegenüberstellen, während der Besatzung durch die deutsche Wehrmacht literarische Beiträge in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht zu haben, die den Besatzern zugutekamen. 1947 begann er, als Buchhändler und Verleger zu arbeiten, ab 1951 wieder als Lehrer. Als Verleger veröffentlichte Paul de Vree unter anderem 12 Bände in der Reihe Mens en muze, herausgegeben von Ivo Michiels, Paul de Vree und Adriaan de Roover in den Jahren 1947-1949.

Ab Mitte der 1950er Jahre schrieb er Poesie und Kritiken für Zeitungen und den Rundfunk und begann, für De PeriscoopLesungen und Theatervorführungen zu organisieren. Er gründete mehrere künstlerische Zeitschriften, darunter De Tafelronde, die zwischen 1953 und 1981 erschien.

In seiner andauernden schriftstellerischen Tätigkeit wechselte er, beeinflusst von der Bekanntschaft mit Henri Chopin, ab 1963 vollständig zur Konkreten und visuellen Poesie, mit der er große, internationale Bekanntheit erlangte. Er war Mitbegründer und Vorsitzender des Modernistisch Centrum, der Filmgesellschaft Fugitive Cinemaund Mitglied der flämischen Kommission für Kulturfilme.Sein Engagement in der nationalen und internationalen künstlerischen Avantgarde wuchs stetig, er organisierte Ausstellungen und Künstlerforen und nahm an der Documenta 8 teil.

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