Ghérasim Luca wurde 1913 als Sohn eines jüdischen Uniformschneiders in Bukarest geboren. Neben dem Jiddischen, Rumänischen und Deutschen sprach er Französisch, was dazu beitrug, dass er sich seit 1938 regelmäßig in Paris aufhielt und dort Zugang zum Kreis der Surrealisten fand. Krieg und in Rumänien offizialisierter Antisemitismus zwangen ihn ins innere Exil. Gemeinsam mit Naum, Paun, Theodorescu und Trost gründete er während einer kurzen, der kommunistischen Machtübernahme vorausgehenden Zeit der Unabhängigkeit eine surrealistische Künstlergruppe. Erste Veröffentlichungen, darunter Gedichte auf Französisch, folgten. Seit 1947 durch die Behörden drangsaliert und bei einem Fluchtversuch ertappt, konnte er, der sich selbst als «étran-juif», als «FremJude», bezeichnete, 1952 über Israel nach Paris ausreisen. Dort arbeitete er u. a. mit Arp, Celan, Di Dio und Ernst zusammen, zahlreiche Collagen, Zeichnungen, Objekte und Textinstallationen entstanden. Ab 1967 führten Luca berühmt gewordene Lesereisen u.a. nach Stockholm, Oslo, Genf, New York und San Francisco. Raoul Sanglas 1989 entstandenes Fernseh-Porträt «Comment s'en sortir sans sortir» machte ihn einem größeren Leserkreis bekannt. 1994, als die Räumung seiner Wohnung aus vermeintlichen Hygienegründen angeordnet wurde, konnte Luca, der sich vierzig Jahre lang ohne Papiere in Frankreich aufhielt, nichts dagegen unternehmen. Am 9. Februar 1994 nahm er sich mit einem Sprung in die Seine das Leben.

BB, Quelle: http://www.engeler.de/luca.html, 25.06.2018

 

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