Der deutsche Aktionskünstler, Bildhauer und Zeichner Joseph Heinrich Beuys (1921 - 1986) gilt weltweit als einer der bedeutendsten Aktionskünstler des 20. Jahrhunderts. 

Nach der Schule meldete sich Joseph Beuys 1941 freiwillig zur Luftwaffe, 1945 wurde er dann aus britischer Kriegsgefangenschaft entlassen. 1946 immatrikulierte sich Beuys an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf und begann das Studium der Monumentalbildhauerei. Ewald Mataré ernannte Joseph Beuys 1951 zu seinem Meisterschüler. Gemeinsam mit Erwin Heerich bezog Beuys bis 1954 sein Meisterschüleratelier unter dem Dach der Kunstakademie. 1961 wurde er als Professor für monumentale Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf berufen. Im Zuge seiner zahlreichen politischen Projekte und seines Versuchs zur Demokratisierung der Hochschule öffnete er seine Düsseldorfer Klasse für alle Bewerber/innen, was 1972 zu seiner fristlosen Kündigung führte. Im Wintersemester 1974 erhielt Beuys eine Gastprofessur an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg.

Das umfangreiche Werk von Joseph Beuys umfasst Malerei und Zeichnungen, Objekte und Installationen sowie insbesondere seine vielfältigen Aktionen und seine sozial-politischen Aktivitäten. 1958 setzte er erstmals Fett und Filz als künstlerische Materialien ein. Seine ersten Aktionen führte er 1963 während des auf zwei Abende angesetzten FESTUM FLUXORUM FLUXUS in der Aula der Akademie auf. In späteren Fluxus-Aktionen arbeitete Beuys mit akustischen Kompositionen und Geräuschcollagen, wobei er Mikrophone, Tonbandgeräte, Rückkopplungen, verschiedene Musikinstrumente und seine eigenen Stimme einbrachte. Im Rahmen der Fluxus-Bewegung entwickelte er in den folgenden Jahren seine Aktionskunst weiter, in der kunstfremde Materialien wie Kupfer, Fett, Filz und Honig Verwendung fanden, die ebenso wie seine Handlungen mit komplexen symbolischen Bedeutungen aufgeladen wurden. Die Aktionen von Joseph Beuys können als Kern seines Oeuvres angesehen werden. Etliche Objekte seiner Installationen als auch diverse Objekte und Relikte in Vitrinen sind Überbleibsel früherer Aktionen.

1967 gründete Beuys als Reaktion auf die schwelenden Studentenunruhen die Deutsche Studentenpartei (DSP) – mit Joseph Beuys (1. Vorsitzender), Johannes Stüttgen (2. Vorsitzender) und Bazon Brock (3. Vorsitzender). Um die Beschränkung auf Student*innen aufzulösen, benannte Beuys im März 1970 die Deutsche Studentenpartei um in Organisation der Nichtwähler, Freie Volksabstimmung. 1971 kam es zur Gründung der Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung, in der die Organisation der Nichtwähler aufging. Joseph Beuys gründete 1973 zusammen mit Klaus Staeck, Georg Meistermann und Willi Bongard die Free International University (FIU) oder Freie Internationale Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung. Die FIU bestand als eingetragener Verein bis 1988. Im Jahr 1979 kandidierte Joseph Beuys für das Europaparlament als Direktkandidat für Die Grünen.

Die beiden zentralen Aspekte der Kunst von Joseph Beuys sind die Definition eines erweiterten Kunstbegriffs und die Konzeption der Sozialen Plastik als Gesamtkunstwerk. In diesem Rahmen forderte er ein kreatives Mitgestalten an der Gesellschaft und in der Politik.

ATJ

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