Bernhard Heidsieck (1928 - 2014) war französischer Lautpoet. Er führte ein Doppelleben zwischen seiner künstlerischen Tätigkeit und seiner berufliche Laufbahn, unter anderem als stellvertretender Direktor der Banque Française du Commerce Extérieur in Paris und als Direktor der Commission Poésie am Centre National du Livre. Er hatte Politik in Paris studiert. 

Ab Mitte der 1950er Jahre beschäftigte er sich intensiv mit Lautpoesie und veröffentlichte erste Werke. !962 entwickelte er die Action-Poesie und orientierte sich hin zu Fluxus und Minimal-Art. In 1976 organisierte er das erste internationale Festival der Sound Poetry und in 1980 das Rencontres Internationales 1980 de poésie sonore mit Stationen in Rennes, Le Havre und Paris.

Er nutzte das Tonbandgerät zur Aufzeichnung seiner Performances, veröffentlichte über 60 Tonträger und trat über 500 mal international auf. Alltagsmaterialien wie Formulare und Schriftstücke aus seiner Tätigkeit als Bänker, Ausweisdokumente ode seine Sozialversicherungsnummer waren Grundlage für seine Arbeiten, beispielsweise in seiner Biopsies-Serie. Mit seinen progressiven Gedichten erntete Heidsieck internationale Anerkennung, aber auch Kritik. Im Rahmen eines Auftritts der britischen Sängerin Anne Clark präsentierte er dem Publikum seine Arbeit Vaduz, erntete rüde Kritik und wurde mit Flaschen beworfen. 

In seiner Pariser Wohnung, die er mit seiner Frau Françoise Janicot und seinen beiden Töchtern bewohnte, unterhielt er einen inoffiziellen Salon als Treffpunkt der internationalen Künstlerszene.

PS

Werke zum Hören