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Sonate n° 1 (1946 - 48)

John Cage

John Cage

Ti­tel des Albums: Sonates et Interludes pour Piano Préparé
Ti­tel: Sonate n° 1 (Track 01)
Her­aus­ge­ber: Harmonia Mundi, Arles
Da­tum: 1946 - 1948
Me­di­um: re­cord 30 cm + insert
Performer: Maro Ajemian

 

Die Sonate no. 1 ist das erste Stück von Sonates Et Interludes Pour Piano Préparé, die John Cage zwischen 1946 und 1948 komponierte. Sonates Et Interludes ist ein Zyklus von zwanzig Stücken für präpariertes Klavier. Der Zyklus besteht aus sechzehn Sonaten und vier frei strukturierten Interludien. Cage bezeichnet seine Stücke insofern als Sonaten, als dass diese in der Form klassischer Klaviersonaten, beispielsweise von Domenico Scarlatti, geschrieben sind. Das Thema der Stücke ist es, die acht permanenten Emotionen der indischen Rasa-Tradition auszudrücken. John Cage widmete den Zyklus der armenischen Pianistin Maro Ajemian (1921 - 1978). Sie führte die Arbeit, seit ihrer Uraufführungen des kompletten Zyklus am 12. Januar 1949 in der Carnegie Hall, mehrmals auf.

Durch die indische Musikerin Gita Sarabhai lernte Cage Anfang 1946 die indische Musik und Philosophie kennen. Etwa zur gleichen Zeit begann Cage, die Schriften der indischen Kunsthistorikerin Ananda K. Coomaraswamy zu studieren. Zu den Ideen, die Cage beeinflussten, gehörte die Beschreibung der Rasa-Ästhetik und ihrer acht ‚permanenten Emotionen‘. Die Rasa-Theorie stammt der Legende nach vom heiligen Bharata Muni, der sie im Buch Nastyashastra aufschrieb. Sie beschreibt acht oder neun Grundstimmungen (Rasas), die je nach Art des Kunstwerkes durch Kombinationen aus genau definierten Gefühlsauslösern (Bhavas) hervorgerufen werden. Das Rasa-Konzept findet in Theater, Tanz, Musik, Literatur und bildender Kunst bis heute Anwendung und prägt auch das indische Kino. Diese Gefühle unterteilte Cage in zwei Gruppen: vier weiße (Liebe/Erotik, Heldentum, Humor, Wunder und Magie) und vier schwarze (Wut, Ekel, Mitgefühl und Pathos, Furcht). Die neunte Emotion ist die Ruhe. Cage hat nie spezifiziert, welche der Stücke sich auf welche Emotionen beziehen, oder ob es überhaupt eine direkte Übereinstimmung gibt. Er erwähnte im Begleittext jedoch, dass die „Stücke mit glockenartigen Lauten auf Europa und andere mit einer trommelartigen Resonanz auf den Osten schließen lassen.“

Für Sonates Et Interludes dauert es etwa zwei bis drei Stunden, um ein Klavier für die Aufführung vorzubereiten. Das Klavier muss mit Schrauben und verschiedenen Arten von Bolzen, aber auch mit fünfzehn Stücken Gummi, vier Stücken Plastik, mehreren Nüssen und einem Radiergummi präpariert werden. Da trotz der detaillierten Anweisungen jede Vorbereitung anders ausfallen wird, schlug Cage selbst vor, das Werk so zu spielen, wie es richtig erscheint.