Der französische Künstler Robert Filliou (1926 - 1987) schloss sich 1943 der Resistance an und wurde Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs. Von 1946 bis 1948 arbeitete er für die Coca-Cola Company in Los Angeles und nahm dort 1949 ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der University of California auf. Nach dem Erwerb des Masters übersiedelte er 1951 nach Südkorea und übernahm eine Tätigkeit für die United Nations Korean Reconstruction Agency (Wiederaufbauagentur der UN für Korea). 1954 zog Filliou nach Ägypten, lebte dann von 1955 bis 1957 in Spanien, lernte in Dänemark seine Frau, Marianne Staffels, kennen, und kehrte 1959 nach Frankreich zurück. 1967 lebte Robert Filliou dann in New York und von 1968 bis 1973 in Düsseldorf, wo er einen intensiven künstlerischen Austausch mit Joseph Beuys, Marcel Broodthaers, Dieter Roth und Daniel Spoerri pflegte. 1977 lebte Filliou zeitweise in Kanada, wo er einige Videos produzierte. Von 1980 bis 1984 hatte er eine Gastprofessur an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg inne.

Seine erste Ausstellung hatte Filliou 1961 in der Galerie von Arthur Køpcke in Kopenhagen. 1962 gründete er seine Galerie Légitime, die aus seinem Hut bestand, in dem er seine eigenen Werke sowie die seiner Freunde zeigte. Mit dieser Galerie nahm er im selben Jahr am Festival of Misfits in London teil sowie an mehreren Fluxus-Festivals. 1963 proklamierte er den Art’s Birthday als Hommage an die Kunst. Den Geburtstag der Kunst legte er willkürlich auf den Tag seiner eigenen Geburt, den 17. Januar und auf 1.000.000 Jahre vor 1963 fest. Der Aktionstag soll die Präsenz der Kunst im täglichen Leben würdigen. Aus der Begegnung mit George Brecht ging 1965 La Cédille qui sourit hervor, ein Ladenlokal in Villefranche-sur-Mer, das Schmuck, Spiele und Fluxus-Gegenstände anbot. 1966 schrieb er seine Prinzipien der poetischen Ökonomie, die 1968 zu seinen Konzepten von "Äquivalenz" und "permanenter Schöpfung" führten.

Für Robert Filliou war die Verbindung von Poesie und Kunst eine der wichtigsten Errungenschaften der Moderne. Er schrieb Theaterstücke und Aktionsgedichte und begann in den sechziger Jahren bildnerisch zu arbeiten. Das Prinzip der Äquivalenz, der Gleichwertigkeit von „Gut-Gemacht“, „Schlecht-Gemacht“ und „Nicht-Gemacht“, war Fillious konzeptionelles Werkzeug, um jede Art von Gegensätzen aufzulösen. In seinen Fluxus-Aktionen, Ausstellungen und Werken entwarf er immer wieder Gegenwelten, stellte die rationale Logik und Erkenntnis infrage und betonte die Autonomie der Individuen. Seine künstlerische Entwicklung beruhte wesentlich auf seiner buddhistischen Weltanschauung und der Einbindung nicht westlicher Kulturen. Seine Beschäftigung mit gesellschaftspolitischen Themen zeugt von einem universellen Denken, das sich künstlerisch in einer poetischen Ökonomie manifestiert.

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