Seitenpfad:

Dune (parole in libertà) (1914)

Filippo Tommaso Marinetti

Futura_Marinetti

Ti­tel der Com­pi­la­ti­on: Futura. Poesia Sonora
Ti­tel: F.T. Marinetti: Dune (Track 02)
Her­aus­ge­ber: Cramps Records, Milano
Da­tum: 1978
Me­di­um: 5 cd + booklet in box

 

Das Gedicht Dune (auf Deutsch Düne) von Filippo Tommaso Marinetti erschien 1978 auf der von Arrigo Lora-Totino herausgegebenen Schallplattenedition Futura. Poesie Sonora. Wie Marinetti einige seiner Klanggedichte liest, ist bereits 1935 aufgezeichnet worden, darunter die Gedichte Battaglia, Peso + Odore von 1912, Dune (parole in libertà) von 1914 und La Battaglia di Adrianopoli von 1926. Eine Anleitung, wie das Lautgedicht Dune vom Papier mit seinen verteilten Wort-Clustern entschlüsselt und vorgetragen werden soll, existiert nicht. Die ungewöhnliche grafische Anordnung bei Marinettis Gedicht Dune erinnert an die Darstellung der Gedichte des französischen Dichters Stephane Mallarmé. So verkleinert sich die Buchstabengröße zum Ende eines Wortes hin kontinuierlich, ein Teil des Textes ist in Reihen angeordnet und manches Wort ist fett gedruckt. Das Gedicht ist eine Umsetzung von Marinettis Konzept der befreiten Worte, und so lautet auch bereits der Untertitel des Gedichtes parole in libertà (Worte in Freiheit).

Das Konzept der befreiten Worte basiert auf dem Manifesto tecnico della letteratura futurista, das Marinetti im Mai 1912 verfasste. Darin propagierte er die völlige Aufgabe aller grammatischen Strukturen, so gelte es u.a. die Syntax zu zerstören, Adjektive und Adverbien abzuschaffen, die Interpunktion aufzuheben und stattdessen die mathematischen Zeichen : + - x : = > < und die musikalischen Zeichen zu verwenden. Weiterhin, so heißt es, sollen in die Literatur die drei Elemente Lärm, Gewicht und der Geruch eingebunden werden.

Marinetti selbst lieferte mit Gedichten wie Dune Beispiele für eine solche, von allen sprachlichen Regeln befreite Lyrik, die sich nicht nur in ihrer klanglichen Qualität an die Musik annähert, sondern auch im Druckbild mehr der Partitur eines Orchesterstücks, als einem Gedicht gleicht. Die Bedeutung von Sprache entsteht dabei durch subjektive Assoziationen.

Marinettis Gedichte sind sowohl in ihrer Form als auch in ihren Ideen sehr revolutionär. Die Zerstückelung der Sprache, die Auflösung ihrer Bedeutung und schließlich das Verschwimmen der Grenzen von Sprache und Musik ist später von den Dadaisten aufgegriffen und dann noch radikaler vollzogen worden.

PS