Ror Wolf (*1932), dessen Vorname sich aus Teilen seiner beiden tatsächlichen Vornamen Richard und Georg zusammensetzt und der zeitweise unter dem Pseudonym Raoul Tranchirer auftritt, ist ein deutscher Künstler und freier Schriftsteller.

Er wuchs in Thüringen auf, verließ 1953 die DDR und begann ein Studium der Literatur, Soziologie und Philosophie in Frankfurt am Main. Zu dieser Zeit begann er, seine Schriften zu publizieren und arbeitete bald als Feuilleton- und Literaturredakteur. 

Er veröffentlichte diverse Bücher sowohl unter seinem Klarnamen als auch unter seinem Pseudonym. Neben Prosa und Lyrik, die er in unterschiedlichen Reihen und als Einzelausgaben oder bibliophile Drucke veröffentlichte, gestaltete er auch Hörspiele und Sound-Collagen, die er sowohl auf Tonträger als auch im Radio publizierte. Seine Texte wurden in viele Sprachen übersetzt und fanden internationale Verbreitung. Wolfs Roman Fortsetzung des Berichts zählt zu den wenigen literarischen Werken, die dem deutschsprachigen Nouveau roman zugerechnet werden können. Beeinflusst wurde Wolf von Literaten wie Peter Weiss, Samuel Beckett, Franz Kafka und Robert Walser, ebenso wie von der Kriminalliteratur, dem Surrealismus und der Phantastik.

Die Abgründe des Alltags und die Eskapaden der Wirklichkeit sind insbesondere Wolfs Themen. Bundespräsident Horst Köhler bezeichnete Wolfs Arbeit eimal so: „Niemand sonst vermag es so wie Sie, im Alltäglichen und Trivialen das Komische, Absurde und auch Abgründige zu sehen und darzustellen.“ Auch als bildender Künstler war uns ist Wolf tätig, wobei er selbst sich nicht als einen solchen bezeichnet. Er schuf eine umfassenden Sammlung von surrealistisch wirkenden Collagen, deren Bildmaterialien die Stilistik der Gründerzeit besitzen. Wolf selbst gab dazu an, diese Art der Arbeit „zur Beruhigung nach dem Kampf im Umgang mit einer Million Worte“ zu tun. Nichtsdestotrotz sind auch diese Arbeiten in der bislang sechs Bände umfassenden Enzyklopädie für unerschrockene Leser erschienen. 

Wolf schuf auch einen umfangreichen Katalog an Hörsielen und Radiosendungen. so hat er für sein sehr erfolgreiches, 1986 erschienenes Hörspiel Leben und Tod des Kornettisten Bix Beiderbecke aus Nordamerika den Hörspielpreis der Kriegsblinden erhalten. Ein besonderes Augenmerk legte Wolf auf den Fussball, den er in einigen Montagen journalistischer Kommentare humorvoll bearbeitete.

Ror Wolf lebt und arbeitet in Mainz. 

 

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