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Lullaby for George Maciunas (1971)

Larry Miller

Tellus 24

Ti­tel der Com­pi­la­ti­on: Tel­lus # 24, Flux­Tel­lus
Ti­tel: Larry Miller, Lullaby for George Maciunase (Track 27)
Her­aus­ge­ber: Bar­ba­ra Moo­re
La­bel: Tel­lus, The Au­dio Cas­set­te Ma­ga­zi­ne, Har­vest­works Inc.,
New York
Da­tum: 1971/​1990
Me­di­um: au­dio cas­set­te

 

Dem US-amerikanischen Fluxus-Künstler Larry Miller war wohlbekannt, dass sein Künstlerfreund und Begründer der Fluxus-Bewegung, George Maciunas, Kinder nicht besonders mochte. Er erstellte daraufhin die bekannte Soundarbeit Lullaby for George Maciunas, um diesen zu provozieren und seine außergewöhnlichen Charakterzüge zu persiflieren.

Dieser Bezug auf Maciunas besondere Persönlichkeit war nicht der einzige, der dem Künster untergekommen ist: viele Fluxus-Künstler, inklusive Larry Miller, nahme Maciumas spezielle persönliche Eigenschaften zum Anlass,  in ihren Werken Elemente der Irritation und Provokation zu verwenden.

Lullaby for George Maciunas erschien auf der 24. Ausgabe des Tellus Audio Cassette Magazine. Die Arbeit besteht aus einer Aufnahme eines weinenden Babys, das im Stück aus unbekannten Gründen anfängt, zu schluchzen und zu husten. Miller spielt damit auf die ursprünglichen Triebe und Reflexe des Menschen an, der schreienden Babys zu Hilfe eilen möchte. Ziel des Stückes ist es, das Publikum über die beinahe drei minütige Dauer zu irritieren und seine natürlichen Instinkte zu aktivieren, gleichzeitig aber eine Situation der Hilflosigkeit herzustellen. Es ist unangenehm und herzbrechend zu hören, wie dem Baby nicht geholfen wird und es immer weiter weint.

Das Stück beinhaltet eine typische Alltagssituation, mit der sich insbesondere Eltern gut auskennen. Es ist ein Beispiel für den avantgardistischen Charakter des Fluxus, zumal solche Arten von ,störenden Geräuschen‘ von keiner anderen Tendenz als Kunst bezeichnet wurden. Das Stück ist ein herausstechendes Beispiel für die avantgardistische, experimentelle und humorvolle Individualität und Absurdität des Fluxus.

Der Titel des Stücks besitzt eine stark ironische Konnotation. Das Wort Lullaby (Wiegenlied) impliziert sanfte, musikalische und harmonische Klänge, die Babys zum Entspannen und Einschlafen vorgespielt werden. Miller bezeichnet hier die kläglichen Geräusche des Babys als Wiegenlied für Maciunas, das bei diesem die gegenteilige Reaktion bewirken soll.

EBP, PS