Der aus Südkorea stammende US-amerikanische Komponist und bildende Künstler Nam June Paik (1932 - 2006) war ein Pionier der Videokunst und Begründer der Medienkunst.

Nam June Paik studierte von 1952 bis 1956 westliche Ästhetik, Musik- und Kunstwissenschaften in Tokio und schrieb seine Abschlussarbeit über den österreichischen Komponisten Arnold Schönberg. 1957 ging er nach Westdeutschland und studierte für ein Jahr bei dem Komponisten Thrasybulus Georgiades an der Universität München und anschließend für zwei Jahre bei dem Komponisten Wolfgang Fortner an der Internationalen Musikhochschule in Freiburg. Von 1958 bis 1963 arbeitete er mit Karlheinz Stockhausen im Studio für elektronische Musik beim WDR in Köln.

1962 nahm Nam June Paik am Internationalen Fluxus Festival für Neue Musik in Wiesbaden teil – der ersten von George Maciunas organisierten Fluxus-Veranstaltung. Es folgten Fluxus-Konzerte und Performances in Wiesbaden, Amsterdam, Kopenhagen, Paris und Düsseldorf. 1963 wurde Paiks erste Ausstellung mit dem Titel Exposition of Music – Electronic Television in der Galerie Parnass in Wuppertal ein bahnbrechender Erfolg. Im gleichen Jahr kehrte Paik kurz nach Tokio zurück und brachte sich den ersten im Handel erhältlichen tragbaren Videorekorder, den Sony Port-a-Pak, mit. 1964 zog Paik in die Vereinigten Staaten und ließ sich dauerhaft in New York City nieder. Beim 24-Stunden-Happening in der Galerie Parnass in Wuppertal führte Paik 1965 seine Robot Opera auf. Von 1979 bis 1996 war Nam June Paik Professor an der Kunstakademie Düsseldorf, lebte aber hauptsächlich in New York.

In den 1970er Jahren experimentierte Paik weiter mit Fernsehen und Video. Gemeinsam mit dem japanischen Ingenieur Shuya Abe entwickelte Paik einen analogen Videosynthesizer, mit dem Fernseh- und Videobilder technisch manipuliert werden konnten. Die so erzeugten Bilder wurden Grundlage seiner Videoinstallationen und Videobänder. Sein Video Global Groove von 1973 nahm die Ästhetik des Musikvideos vorweg. In den 1980er Jahren kehrte Paik zu seinem früheren Interesse an Kybernetik und robotischer Kunst zurück und schuf seine erste Serie von Videoskulpturen. Nam June Paik erstellte hauptsächlich Multi-Monitor-Videoinstallationen, in denen er Fernsehmonitore zu Skulpturen anordnete und zum simultanen Abspielen mehrerer Videosequenzen nutzte. Bei den Olympischen Sommerspielen 1988 in Seoul präsentierte er einem Medienturm aus 1.003 Monitoren mit dem Titel The More The Better.

Das Schaffen von Nam June Paik wurde mit zahlreichen Einzelausstellungen und Preisen gewürdigt. Auf der Biennale von Venedig erhielt er 1993 zusammen mit Hans Haacke für die Gestaltung des deutschen Pavillons den Goldenen Löwen für den besten Länderpavillon. 

ATJ

Werke zum Hören