Der Franzose Pierre Schaeffer (1910 - 1995) war Radioingeneur, Komponist und Schriftsteller. Er studierte Mathematik und Philosophie, besuchte das Conservatoire in Nancy, die Ecole Polytechnique sowie die Ecole Supérieure d’Electricité et des Télécommunications. Seit 1935 arbeitete er als Nachrichten- und Rundfunkingenieur, wo er begann, mit dem technischen Gerät zu experimentieren und gründete 1942 das Studio d’Essai de la Radio in Beaune. Während des 2. Weltkriegs arbeitete er für den Pariser Rundfunk und leitete den Sender während der Befreiung der Stadt 1944.
Ab den Ende der 1940er Jahre prägte er den Begriff musique concrète und entwickelte darunter ein musikalisches Konstrukt, das die Erweiterung der überkommenen Musikproduktionen mit traditionellen Musikinstrumenten und deren Eigenarten und Limitierungen anstrebte. Er propagierte einen offeneren Umgang mit einem erweiterten Verständnis von Klang und entwickelte technische Klangerzeugungen. Aufnahmen auf Schallplatte und Tonband bildeten einen wichtigen Baustein seiner Kompositionen, die er verfremdete und neu montierte.
Schaeffer entwickelte neben der neuen musikalische Praxis eine umfangreiche Theorie einer neuen Auffassung von Musik, die insbesondere auf seiner musique concrète fusste. Als sein Hauptwerk gilt die Veröffentlichung von traité des objets musicaux, in dem er ein neues Kommunikationssystem für die Notation elektronischer Musik entwarf. Des Weiteren ordnete er Klänge nicht mehr einem spezifischen Instrument zu, sondern rein der akustischen Erscheinung. Die kleinste Einheit der Musik bildete dabei ein sog. Klangobjekt.
1959/60 begründete er den Service de Recherche und die Groupe de Recherches Musicales am Pariser Rundfunk zur Förderung der elektroakustischen Kompositionstheorie und -praxis, der Theorie des Radios und der Entwicklung audiovisueller Projekte.
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