Die in Deutschland geborene schweizerische Künstlerin und Lyrikerin Meret (Elisabeth) Oppenheim (1913-1985) war eine der vielseitigsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie verbrachte ihre Jugendzeit vorwiegend in der Schweiz, brach 1932, gerade 18-jährig, die Schule ab und übersiedelte nach Paris, um Malerin zu werden. Dort studierte sie unregelmäßig an der Académie de la Grande Chaumière. 1937 kehrte sie in die Schweiz zurück und besuchte für zwei Jahre die Allgemeine Kunstgewerbeschule in Basel.

In Paris lernte sie Alberto Giacometti und Hans Arp kennen, die von ihren Arbeiten fasziniert waren und sie einluden, im Salon des Surindépendants auszustellen. Im Herbst 1933 lernte sie Max Ernst kennen, mit dem sie kurz liiert war. Man Ray fotografierte sie 1933 in dem Bildzyklus Érotique voilée, was ihr den Ruf der „Muse der Surrealisten“ einbrachte. In dieser Zeit, in der sie zudem in den Kreisen von André Breton und Marcel Duchamp verkehrte, gehörte sie mit zu den wichtigsten Vertreterinnen des magischen Surrealismus.

Mit 22 Jahren wurde sie weltberühmt, als das New Yorker MOMA ihr Kunstobjekt Le déjeuner en fourrure (Frühstück im Pelz) von 1936 – eine billige Kaffeetasse mit Untertasse und Löffel, die sie mit chinesischem Gazellenfell überzogen hatte – kaufte. Bis zu ihrem Tod schuf sie mehr als 1.500 Bilder, Skulpturen, Masken, Objekte und Zeichnungen sowie zahlreiche Gedichte.

Meret Oppenheim hat sich 1959 offiziell vom Surrealismus verabschiedet und ist seit dem ganz eigene Wege gegangen. Die Künstlerin wechselte ihre künstlerische Ausrichtung fast täglich, sie zeichnete, malte, modellierte, nähte, klebte, fotografierte, schrieb Gedichte. Sie arbeitete an der Aufhebung der Grenzen zwischen Natur und Kultur, Mann und Frau, Traum und Wirklichkeit. 

Im Jahr 1936 fand ihre erste Einzelausstellung in der Galerie Marguerite Schulthess in Basel statt, 1967 die erste große Retrospektive in Stockholm im Moderna Museet, 1982 war sie zur documenta 7 eingeladen. Zahlreiche Ausstellungen folgten. Ab 1972 lebte und arbeitete sie abwechselnd in Paris, Bern und in Carona TI in einer Ferienwohnung. 1974 erhielt sie den Kunstpreis der Stadt Basel und 1982 wurde Meret Oppenheim mit dem großen Preis der Stadt Berlin geehrt.

1981 erschien eine Publikation ihrer Gedichte mit Serigraphien unter dem Titel Sansibar und daran schloss sich eine ähnliche Arbeit mit dem Titel Caroline an. Bereits 1973 ist bei S Press eine Audio-Kassette mit dem Titel Man könnte sagen etwas stimme nicht erschienen. Zu hören sind 24 von Meret Oppenheim gesprochene Gedichte.

ATJ

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