Der österreichisch-ungarische Komponist György Sándor Ligeti (1923 - 2006) war einer der bedeutendsten Komponisten der Neuen Musik. Ligeti war aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen mit den Auswüchsen des Nationalsozialismus (sein Vater und sein Bruder starben 1945 in Konzentrationslagern) und des Stalinismus, zeitlebens ein ausgesprochener Gegner von Ideologien und Diktaturen jeglicher Art.
Nach der Matura im Jahr 1941 wollte Ligeti Physik und Mathematik studieren, wurde aber aufgrund seiner jüdischen Herkunft abgewiesen. Ligeti begann stattdessen von 1941 bis 1943 eine musikalische Ausbildung am Konservatorium von Cluj, und von 1945 bis 1949 an der Franz-Liszt-Akademie in Budapest. Danach arbeitete er ein Jahr lang als Musikethnologe über rumänische Volksmusik, anschließend lehrte er als Professor von 1950 bis 1956 an der Akademie in Budapest Harmonielehre, Kontrapunkt und Musikanalyse. Nach der Niederschlagung des Volksaufstandes floh Ligeti 1956 nach Wien.
Als freier Mitarbeiter im Studio für elektronische Musik des WDR Köln setzte er sich von 1957 bis 1959 intensiv mit der Musik von Karlheinz Stockhausen, Mauricio Kagel und Pierre Boulez auseinander und produzierte mit Artikulation (1958) eines seiner ersten elektronischen Werke. In den 1960er Jahren wirkte Ligeti als Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik und als Gastprofessor an der Stockholmer Musikhochschule. Von 1969 bis 1970 war er Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Berlin, 1972 Composer in Residence an der Stanford University in Kalifornien. Von 1973 bis 1989 lehrte er als Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Ligeti prägte maßgeblich die internationale zeitgenössische Musik und wurde zum musikästhetischen Bezugspunkt einer ganzen Generation.
Ligeti suchte zeitlebens nach neuen musikalischen Ausdrucksformen. Anfang der 1960er Jahre beschäftigt sich Ligeti für kurze Zeit mit der neo-dadaistischen Fluxus-Bewegung. So schrieb er 1961 die TROIS BAGATELLES für Klavier, bestehend aus einem einzigen Ton und einer langen Stille. Ligetis bekannteste Provokation ist POÈME SYMPHONIQUE (1962) für 100 Metronome, dessen Partitur nur aus einigen wenigen Anweisungen besteht. Seinen Durchbruch erreichte er 1961 mit seinem Orchesterstück Atmosphères, das auf den Einfluss der elektronischen Musik zurückgeht. Stanley Kubrick verwendete das Stück für seinen Film 2001: Odyssee im Weltraum. Ligetis Musik diente danach in vielen weiteren Filmen als Filmmusik.
György Ligeti erhielt eine Vielzahl an Auszeichnungen, Ehrungen und Preisen, darunter 1996 der Musikpreis des International Music Council (Unesco) und 2004nder Polar-Musikpreis der Königlich Schwedischen Musikakademie Stockholm.
ATJ
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