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Fåglar I Sverige (1963)

Öyvind Fahlström

Öyvind Fahlström

Ti­tel des Albums: “A pocket guide to birds”
in: Teddy Hultberg: Öyvind Fahlström on the Air – Manipulating the World
Ti­tel: Fåglar I Sverige (Track 01)
Her­aus­ge­ber: Sveriges Radios Förlag, Fylkingen
Da­tum: 1963, veröff.: 1999
Me­di­um: 2 CD in Buch

 

Die Audioarbeit Fåglar i Sverige (Vögel in Schweden) wurde 1962 von Öyvind Fahlström in Zusammenarbeit mit dem Toningenieur Erik Winlöf in den schwedischen Rundfunkstudios produziert und am 14. Januar 1963 im Rahmen des Monatsprogramms Nattövning (Nachtmanöver) ausgestrahlt. Das von Fahlström geschriebene, komponierte und auch gesprochene Werk wurde 1999 dann als CD veröffentlicht.

Ausgangspunkt für Fahlströms Stück war das gleichnamige Vogelbuch Faglar i Sverige. Es diente ihm als Ausgangsmaterial für seine Spracherfindung Birdo, die er in Anlehnung an die im Buch beschriebenen und transkribierten Vogellaute entwickelte. In der Audioarbeit sind in unterschiedlichen Abständen von Fahlström aufgenommene Vogelstimmen zu hören. Verfremdet oder imitiert sind diese in unterschiedlichen Variationen auf Sprache bezogen worden, wodurch potentiell neue Sprach-Möglichkeiten entstanden, ganz im Sinne der konkreten Poesie. Sprache ist für Fahlström etwas, mit dem es zu spielen gilt, so hat er es bereits 1953 in seinem Manifest für konkrete Poesie festgehalten. Sprache als Material soll „geformt“ und „geknetet“ werden, und dazu diente auch das Einbringen seines eigenen Sprachsystems Birdo. In diesem Sinne forderte er die Hörer/innen auf, ihre Zungen zwischen die Lippen zu stecken und nach und nach weiter hinauszubewegen. Dadurch werden sie Teil einer ortsübergreifenden Sprach-Performance – ganz im Sinne von Fahlströms Anliegen, Kunst möglichst für alle und unter aktiver Einbeziehung der Betrachter/innen bzw. Hörer/innen stattfinden zu lassen.

Fåglar i Sverige steht ganz im Kontext des neuen Hörspiels und stellt keine traditionelle Erzählung dar, sondern eine Text-Sound-Komposition. Eigene und fremde Texte, meist fragmentarisch verwendete Sprach- und Soundmaterialien, Originalgeräusche und neue Wortschöpfungen werden zu einer ganz eigenen Struktur verwoben. Es beginnt mit dem Geräusch von Treppensteigen und einer zuschlagenden Tür. Es folgt ein Zitat aus dem Buch Parapsychologie aus dem Jahr 1959, anschließend ist die Musik des Science Fictions-Films Forbidden Planet aus dem Jahr 1954 zu hören. Dann kommt ein Gedicht, das der Autor im Kanon mit sich selbst liest. Beendet wird die Radiocollage schließlich mit dem Geräusch einer startenden Rakete, die sich über den zuvor collagierten Raum erhebt.

Das Stück zeigt, dass Wort- und Buchstabenkombinationen beliebig sind und auf Konventionen beruhen. Die Bedeutungslosigkeit von Kombinationen, da alle möglich sind, wird gleichgesetzt mit der Bedeutungslosigkeit von gesellschaftlich konstruierten Zusammenhängen. Man muss die Gesellschaft nicht ernst nehmen, so Fahlström, denn erst wenn wir dies nicht mehr tun, können wir die Welt und uns selbst neu sehen.

ATJ