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Gadji beri bimba (1916)

Hugo Ball

Bildbeschreibung

Ti­tel: Gadji beri bimba (Track 06)
Ti­tel der Com­pi­la­ti­on/des Albums: Dada For Now. A Collection of Futurist and Dada Sound Works
Her­aus­ge­ber: ARK, Liverpool
Datum der Entstehung: 1916
Da­tum der Erscheinung des Tonträgers: 1985
Me­di­um: re­cord 30 cm
Cover: Colin Fallows von einem Foto von Reg Cox

 

Das Lautgedicht Gadji beri bimba von Hugo Ball zählt zu den ersten dadaistischen Gedichten überhaupt. Ball trug das Gedicht mit anderen dieser Art zum ersten Mal in seinem selbstgegründeten Cabaret Voltaire vor. Es war größtenteils improvisiert, da er das Gedicht vorher nur unvollständig niedergeschrieben hatte. Das lautmalerische Gedicht trennt sich radikal von der konventionellen Sprache, da es auf eine verständliche Wortdeutung verzichtet und vollkommen unsemantisch ist. Der Autor versucht, alle rationalen und logischen Verhältnissen zwischen Worten und sogar Silben zu entfernen. Deshalb tritt er in die Welt der Magie und des Unbewussten ein. Er verband in seiner Lautpoesie visuelle, akustische und haptische Eindrücke im Sinne eines Gesamtkunstwerks simultan miteinander und setzte dies in kabarettistischen Vorträgen und Simultandichtungen um.                        Um die magische Sphäre des Dadaismus zu betonen, sah Ball daher bei dem Vortrag von Gadji beri bimba wie ein magischer Bischof aus. Denn bei seinen Lautgedichten war vor allem die Präsentation des Gedichts wichtig, die er als Performance und Klangperformance gestaltete. Er trug Gadji beri bimba mit betont sakraler Ernsthaftigkeit zu den Clusterschlägen eines Klaviers vor und war dabei mit einem „kubistischen“ Pappanzug, der an ein Bischofs-Ornat erinnerte, sowie mit einer becherförmigen Mitra auf dem Kopf und klauenhaften Handschuhen ausgestattet. So wurde die Aufführung durch seinen Sprechgesang und Performance zu einer Persiflage von kirchlichen Liturgien.

Der Rezitator erklärte hierzu den ideologischen Überbau: “Mit diesen Tongedichten wollten wir verzichten auf eine Sprache, die verwüstet und unmöglich geworden ist durch den Journalismus. Wir müssen uns in die tiefste Alchemie des Wortes zurückziehen und selbst die Alchemie des Wortes verlassen, um so der Dichtung ihre heiligste Domäne zu bewahren”. In dem Gedicht gibt es auch Laute, die die Magie beschwören, wie sassala bim (Zeile 3), zimzalla binban (Zeile 4) und zimzalla zan (Zeile 8). Sie sollen Assoziationen mit dem Zauberwort “Simsalabin” wecken, um den magischen Charakter des Textes zu betonen. Die Andeutung einer realen Sprache lässt sich eventuell noch in der Zusammenstellung der Verse erahnen, die Konzentration liegt indes vollends auf der klanglichen „musikalischen“ Qualität, die in ihrem Rhythmus und ihrer Tonalität afrikanische Sprachen, kindersprachliche Nachahmungen oder lautmalerische Beschwörungsformeln aufgreift.

Der Text: 

gadji beri bimba glandridi laula lonni cadori
gadjama gramma berida bimbala glandri galassassa laulitalomini
gadji beri bin blassa glassala laula lonni cadorsu sassala bim
gadjama tuffm i zimzalla binban gligla wowolimai bin beri ban
o katalominai rhinozerossola hopsamen laulitalomini hoooo
gadjama rhinozerossola hopsamen
bluku terullala blaulala loooo

zimzim urullala zimzim urullala zimzim zanzibar zimzalla zam
elifantolim brussala bulomen brussala bulomen tromtata
velo da bang band affalo purzamai affalo purzamai lengado tor
gadjama bimbalo glandridi glassala zingtata pimpalo ögrögöööö
viola laxato viola zimbrabim viola uli paluji malooo

tuffm im zimbrabim negramai bumbalo negramai bumbalo tuffm i zim
gadjama bimbala oo beri gadjama gaga di gadjama affalo pinx
gaga di bumbalo bumbalo gadjamen
gaga di bling blong
gaga blung