Der Franzose Henri Chopin (1922 - 2008) war Poet, Schriftsteller, Essayist, bildender Künstler, Grafiker und Verleger. Er hat zahlreiche Radiosendungen produziert und lehrte an der Schule für Dichtung in Wien. Er war einer der wichtigsten Vertreter der Konkreten Poesie, der visuellen Poesie, der Lautposie und der elektronischen Poesie und hat an den meisten entsprechenden internationalen Veranstaltungen teilgenommen. Er lebte und arbeitete in Paris, zwischen 1968 und 1985 war er in England beheimatet. 

Chopin gilt außerdem als Körperstimmenforscher, setzte den menschlichen Körper als Instrument ein und verarbeitete die entstandenen Klänge mittels elektroakustischer Geräte zu seinen Kompositionen. Daraus entwickelte er gemeinsam mit François Dufrêne und Bernard Heidsieck die „Poesie sonore“, Geräuschkompositionen, die auf elektroakustischer Verfremdung und Verstärkung basieren.  

Zwischen 1958 und 1973 betätigte Chopin sich als Herausgeber der Zeitschriften Cinquième Saison und (ab 1964) Revue OU/Cinquième Saison. Die meisten Ausgaben enthielten Schallplatten mit Klangarbeiten unterschiedlicher Künstler des Lettrismus und Fluxus, des Futurismus und der Sound Art. Chopin verhalf damit auch unbekannten Künstlern zu einer Veröffentlichung und Verbreitung ihrer Arbeiten. Die Vielfalt der Veröffentlichungen sowie die Konzentration auf Originalversionen sicherten der Publikation ihren anthologischen Charakter und ein großes öffentliches Interesse bis in die heutige Zeit. Chopin erklärte 1993: „Ich hatte die Idee, eine unnachahmliche Zeitschrift zu machen, die reichhaltiger als alle Zeitschriften vorher, vielseitiger und kontrastreicher sein sollte. Jetzt, da sie nicht mehr fortgeführt wird, weiß ich, dass keine Zeitschrift seit den Futuristen mit ihr verglichen werden kann.“

Auch seine eigenen Kompositionen veröffentlichte er in Revue OU und war regelmäßig mit Werken auf den Schallplattenbeilagen vertreten.

Werke zum Hören