Der österreichische Künstler und Literat Dominik Steiger (1940-2014) gilt als bedeutender Grenzgänger zwischen den künstlerischen Genres und als wichtiger Vertreter der österreichischen Avantgarde seit den 1950er Jahren. Mit Künstlerkollegen wie Christian Ludwig Attersee, Hermann Nitsch, Dieter Roth, Gerhard Rühm, Arnulf Rainer oder Günter Brus entwickelte er in den 1970er und 1980er Jahren zahlreiche Gemeinschaftsarbeiten.

Nach der Matura und einem abgebrochenen Studium der Staatswissenschaften und der Slawistik trat Dominik Steiger 1959 der französischen Fremdenlegion bei, wurde aber ein Jahr später entlassen. Ausgedehnte Reisen führten ihn zwischen 1961 und 1964 durch Europa und Asien. 1975 gründete Dominik Steiger den Verlag Buchdienst Fesch, in dem er neben eigenen Werken und Künstlerbüchern auch seine Zeitschrift NERVENKRITIK mit Beiträgen u. a. von Ch. L. Attersee, K. Bayer, G. Brus, U. Lüthi, H. Nitsch, W. Pichler, A. Rainer, D. Roth und O. Wiener herausgab.

In den frühen 1960er Jahren begann Dominik Steiger erste literarische Publikationen zu veröffentlichen. Seit 1961 erschienen mehrere Gedicht- und Prosabücher im Selbstverlag. Erste Bleistift- und Tusche-Feder-Zeichnungen, mit denen Steiger sein bildnerisches Werk begann, veröffentlichte Günther Brus 1972 in seiner Zeitschrift Die Schastrommel. Steiger publizierte auch regelmäßig in der Zeitschrift für Alles von Dieter Roth und in der Edition Hundertmark. In seinen durch Dieter Roth angeregten Druckgrafiken benutzte Steiger neben der Radierung selbst erdachte Verfahren. In den 1990er Jahren erweiterte und veränderte Dominik Steiger die für ihn typischen Techniken der Collage und Assemblage. Auf vielen seiner plastischen Objekte sind zusätzlich Beschriftungen angebracht, sogenannte Letterfälle, eine von Steiger erdachte Abwandlung des klassischen Akrostichons. Ab 2005 entstanden die Werkgruppen der Flaschen-Multiples und der Art Complete.

Die Musik war für Dominik Steiger ein wichtiges Aktionsfeld. 1979 erschien im Dieter Roth Verlag die Langspielplatte Wiener Lieder und Gemischte Weisen, es folgten die im eigenen Verlag Buchdienst Fesch herausgegebenen Musikkassetten 31 Lieder mit Musik in deutsch, englisch, französisch, freisprachlich, griechisch, spanisch, wienerisch (1980), Es singt und spielt Zupfgeigenhansls Großneffe Dominik Steiger ganz eigene Lieder (1982) und „Zibeben in den Reis“ (1984). Unter dem Titel AD HOC MUSI1980-84 erschien 2013 eine Langspielplatte mit einer Auswahl seiner Lieder aus den 1980er Jahren.

Das vielseitige Werk Dominik Steigers zwischen Zeichnung, Malerei, Druckgrafik, Plastik, Video, Musik und Literatur entwickelte sich jenseits fester Zuschreibungen. Steiger verwischte bewusst die Grenzen zwischen den künstlerischen Sparten. Seit 1975 werden seine Grafikarbeiten in Galerien in ganz Europa ausgestellt. 2004 erhielt er den Literaturpreis der Republik Österreich und 2008 den Kunstpreis der Stadt Wien.

ATJ

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