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Die drei Projektbereiche

Im Forschungsprojekt werden drei grundlegende Fragestellungen behandelt, die gleichzeitig jeweils einzelne Projektbereiche bilden.

 

Zum Einfluss der Technologien auf die Radiokunst

Welche Impulse gehen von der Verfügbarkeit neuer Technologien für die Entstehung und Entwicklung der Radiokunst aus? Im Zentrum dieses Projektbereichs steht die ästhetische und mediale Auseinandersetzung mit der Radiokunst im Zusammenwirken mit künstlerischen Experimenten mit den Telekommunikationsmedien, mit dem Fernsehen und dem Internet vor dem Hintergrund der technologischen Entwicklungen – von der Entstehung der Radiotechnologie bis hin zur Verschmelzung der Medien. Die Anschlüsse und Differenzierungen zwischen der Radiokunst – bzw. den radiokünstlerischen Formen ‚Expanded Radio’, ‚Radiokunstinstallationen’ und ‚vernetzte Projekte’ (Diedrichsen/ Ruhm 2010) – und der „Medienkunst“ (Reck 2002) sind ebenso zu untersuchen wie die künstlerischen Konzepte mit denen die Künstler in den verschiedenen Zeiten jeweils auf den Ansturm neuer Technologien oder die Verschmelzung der Medien reagierten. Zu thematisieren sind zudem Fragen zu ästhetischen wie medialen Aggregatform der Radiokunst (Krauss 1999), zur ‚Intermedialität’ (Brauns 2002) und zu ideologischen Aspekten bei der künstlerischen Nutzung der neuen Kommunikationstechnologien.

Zum institutionellen Kontext der Radiokunst und seinen Machtstrukturen

Welchen Einfluss hatte das Radio als Medium und Machtapparat auf die Entstehung und Entwicklung der Radiokunst? In diesem Projektbereich geht es darum, das widersprüchliche Verhältnis von Künstler, Werk und Sendeanstalt im Dispositiv der Einflussfaktoren vor der Folie der historischen Entwicklung der Mediensysteme und der institutionellen Rahmenbedingungen der Kunst zu untersuchen. Die auf die Radiokunst/-künstler wirkenden Einflüsse kamen von Seiten der Zuhörer, Redakteure, Toningenieure, Intendanten, des Medien- und Kunstsystems, der Medienpolitik, aber auch durch Festivals. Dabei gilt es die Verästelungen der Machtstrukturen zu erfassen und zu analysieren sowie herauszuarbeiten, wie diese sich in die Formulierung der Kunstprojekte eingeschrieben haben. Hieran anzuschließen ist die Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz von Radiokunst sowie nach den Einschluss- oder Ausschlussmechanismen vom Kunstsystem gegenüber einer Kunstform, die sich in der Sphäre der öffentlichen Medien situiert.

Zur Vermittlung von Radiokunst

Welche Relevanz für die Entwicklung und Anerkennung der Radiokunst kommt der Vermittlung derselben zu? Die Schwerpunkte dieses Projektbereichs liegen darin herauszufinden, inwieweit die fehlende Vermittlung – der insgesamt schwer zu vermittelnden Radiokunst – dafür verantwortlich ist, dass diese so gut wie nicht in die Kunst- und Mediengeschichte integriert wurde – und im Umkehrschluss für die Vermittlung keine Relevanz besaß. Darüber hinaus gilt es auf der Basis der Vermittlungsforschung in Anlehnung an einen dekonstruktiven Diskurs (Mörsch 2010, Maset 2001) Konzepte zu entwickeln und theoretisch zu fundieren, die den besonderen Bedingungen der Radiokunst gerecht werden und folgende Ebenen berücksichtigen: multimediale Vermittlungsformate im Internet, Vermittlung durch Senden, Vermittlungsformen für permanente und temporäre Präsentationen im Museum sowie pädagogische Vermittlungsangebote für schulische und außerschulische Kontexte. Im Sinne eines „dematerialisierten“ Kunstbegriffs (Lippard 1997) sind zudem die Bezüge zur Konzeptkunst herauszuarbeiten, die einen konzeptuellen Raum voraussetzt, und zur Performancekunst, die zeigt wie entmaterialisierte Kunstwerke mit ‚Dauer’ verknüpft werden können.